Übelkeit und Erbrechen bei Long Covid - woher kommt das?

Übelkeit und Erbrechen sind weit verbreitete Symptome, die viele Menschen im Laufe ihres Lebens erleben. Besonders im Kontext von Long Covid treten diese Beschwerden gelegentlich auf und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Die neuesten Forschungsergebnisse haben erhebliche Fortschritte in der Aufklärung der neurologischen Mechanismen gemacht, die diesen Zuständen zugrunde liegen. In diesem Artikel werden die Pathogenese von Übelkeit und Erbrechen aus einer neurozentrierten Perspektive kurz und verständlich erklärt, basierend auf aktuellen und älteren wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Wickham, Rita. (2020). Revisiting the physiology of nausea and vomiting—challenging the paradigm. Supportive Care in Cancer. 28. 10.1007/s00520-019-05012-8.

 

Pathophysiologie von Übelkeit und Erbrechen

Übelkeit und Erbrechen entstehen durch eine komplexe Interaktion zwischen dem Verdauungssystem, dem zentralen Nervensystem (ZNS) und verschiedenen chemischen Signalwegen im Körper. Das Brechzentrum im Gehirn, das sich im Hirnstamm in der Medulla oblongata befindet, spielt dabei eine zentrale Rolle. Es empfängt und integriert Signale aus verschiedenen Quellen:

- Gastrointestinaltrakt: Über den Vagusnerv und andere autonome Nervenwege kommuniziert der Gastrointestinaltrakt mit dem Brechzentrum. Irritationen wie Infektionen, Entzündungen oder mechanische Reizungen im Magen-Darm-Trakt können Übelkeit und Erbrechen auslösen.

- Vestibularapparat: Störungen im Vestibularapparat, der für das Gleichgewicht verantwortlich ist, können Übelkeit und Schwindel verursachen, wie bei der Bewegungskrankheit. Das Vestibulum und die Brechzentren liegen im Hirnstamm nahe beieinander und kommunizieren direkt miteinander.

- Chemorezeptoren-Triggerzone (CTZ): Die CTZ in der Area postrema reagiert empfindlich auf chemische Substanzen im Blut und Liquor. Toxine oder Medikamente können die CTZ stimulieren und dadurch Übelkeit oder Erbrechen verursachen.

- Zentrales Nervensystem: Psychologische Faktoren wie Stress oder Angst können ebenfalls Übelkeit und Erbrechen auslösen, moderiert durch das limbische System und andere Gehirnbereiche, die Emotionen verarbeiten.

Neurotransmitter und ihre Rolle bei Übelkeit und Erbrechen

Mehrere Neurotransmitter sind an der Regulation von Übelkeit und Erbrechen beteiligt:

- Serotonin (5-HT): Besonders 5-HT3-Rezeptoren sind bedeutend. Serotonin wird im Gastrointestinaltrakt freigesetzt und stimuliert das Brechzentrum sowie die CTZ. Ernährungsinterventionen und Serotonin-Antagonisten wie Famotidin oder Cyproheptadin können regulierend wirken.

- Dopamin: Dopaminrezeptoren, insbesondere der D2-Typ, sind in der CTZ vorhanden und können Übelkeit und Erbrechen auslösen.

- Histamin: Histaminrezeptoren, vor allem H1-Typ, sind an der vestibulären Übelkeit beteiligt.

- Acetylcholin: Dieser Neurotransmitter ist im Vestibularapparat aktiv und kann bei Stimulation Übelkeit hervorrufen.

Pharmakologische Behandlungsansätze

Die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Antiemetika, Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen, zielen auf die oben genannten Neurotransmittersysteme ab. Dazu gehören:

- 5-HT3-Rezeptor-Antagonisten

- D2-Rezeptor-Antagonisten

- H1-Antihistaminika

- Muskarinische Antagonisten

Angewandte Neurologie zur Linderung von Übelkeit und Erbrechen

Vagusnervstimulationen, visuelle und vestibuläre Übungen sowie Training für individuelle Kraniale Nerven können Symptome lindern. Diese Übungen müssen getestet und dann in ausreichender Frequenz und Intensität trainiert werden. Für individuelle Beratung stehen wir Ihnen gerne in einer 1:1 Konsultation oder in unserem 12-Wochen Online Gruppentraining zur Verfügung.

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Fazit

Die Pathogenese von Übelkeit und Erbrechen ist ein komplexes Zusammenspiel neurologischer, gastrointestinaler und chemischer Faktoren. Ein tieferes Verständnis dieser Mechanismen hat zu effektiveren Behandlungsmethoden geführt und bietet Hoffnung für Menschen, die unter diesen belastenden Symptomen leiden.

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Quellen:

  1. Hornby, P.J. (2001). Central neurocircuitry associated with emesis. American Journal of Medicine, 111(Suppl 8A), 106S-112S.
  2. Sanger, G.J., & Andrews, P.L.R. (2006). A history of drug discovery for treatment of nausea and vomiting and the implications for future research. Frontiers in Pharmacology, 7, 412.
  3. Breslin, N., & Baptista, V. (2014). The neurophysiology of nausea and vomiting in pregnancy and vertigo. Clinical Anatomy, 27(8), 1220-1229.

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