Umgang mit Long Covid: die Amygdala, Stress und Angst

Wenn Menschen von einer Gefahr bedroht werden, reagiert die Amygdala. Diese kleine Region im Gehirn ist unser Gefahrenzentrum, es aktiviert das sympathische autonome Nervensystem und verdrängt nuanciertes Denken durch vereinfachte Entscheidungsfindung: Sind wir in Sicherheit oder in Gefahr? 

Diese Reaktion ist evolutionär hilfreich, kann aber auch durch manipulative Kräfte missbraucht werden. Für Menschen mit Long Covid ist es wichtig, das Gehirn zu trainieren, um nicht in einen sympathisch oder auch parasymphatisch dominierten Dauerzustand abzugleiten. Aber auch wenn man schon dort ist, kann gezieltes Training helfen.

Train your brain - fix your body

Durch kognitive Übungen, wie das Visualisieren hypothetischer Szenarien, kann man sich auf zukünftige Ereignisse vorbereiten. Leistungssportler wissen das schon lange. Diese mentale Vorbereitung hilft, reflexive Prozesse zu unterbrechen und Entscheidungen auf höherer kortikaler Ebene zu treffen. Dies ist besonders wichtig für Long Covid-Betroffene, um Panikreaktionen zu vermeiden und ein angemessenes Verhalten zu fördern. 

Exposition und Resilienz

Exposition spielt eine entscheidende Rolle. Menschen, die sich regelmäßig Herausforderungen aussetzen, lernen, Angst zu antizipieren und selbstbestimmt zu handeln. In unserer Kultur sind wir selten realen Gefahren ausgesetzt, was neurologisch gesehen ungesund ist. Regelmäßige Konfrontation mit Risiken kann helfen, besser mit unerwarteten Herausforderungen umzugehen.

Der Wert von Herausforderungen

Herausforderungen und Risiken sind wichtig, um unsere Komfortzonen zu erweitern und Wachstum zu fördern. Schutz vor Risiken und Unannehmlichkeiten reduziert unsere Toleranz gegenüber Herausforderungen und hemmt unser Wachstum. Für Long Covid-Patienten bedeutet dies, dass sie aktiv daran arbeiten sollten, ihre Komfortzonen Schrit für Schritte zu erweitern und neue DInge zu lernen, das stärkt ihre Resilienz.

Dem reflexiven Teil des Stammhirns eine Gegenkraft bieten

Unvorhergesehene Herausforderungen werden immer auftreten, sei es die Angst vor einem Virus, einer öffentliche Rede, vor oder eine Klassenarbeit, dem Verlust des Jobs oder dem Verlust von sozialem Kontakt. ABer auch viele andere Disfunktionen, die uns gar nicht bewusst sind, können für unser Gehirn Gefahr signalisieren.  Wenn das passiert und unser Kortex in Form ist, kann er den reflexiven Teil unseres Gehirns hemmern und wir können aus einem reflektierten, kortikal gesteuerten Zustand handeln.  Unsere Fähigkeit, nachzudenken, zu planen und bewusst zu entscheiden ist vorhanden.

Also Stammhirn zuerst. Dann Kortex!

Allerdings kostet das Energie. Viel Energie. Wenn Stammhirnfunktionen nicht optimal sind und das Stammhirn ständig "Gefahr" schreit, kann selbst der stabilste Kortex diesen Stress nicht längere Zeit inhibieren. Das Stammhirn muss also beruhigt werden. Wir können es durch Training beruhigen. Nach meiner Erfahrung ist es genau deshalb für viele Long Covid Klienten nicht immer sinnvoll, das Training mit kognitiven Aktivierungen (Gehirnjogging etc) zu beginnen, bevor die Stammhirnfunktionen genesen sind. 

Die Reihenfolge ist entscheidend

Diese Reihenfolge des Trainingsprozesses ist wichtig und unterstützt dabei, die Kontrolle wieder zun gewinnen und sich nicht von der Amygdala kapern zu lassen. Für Menschen mit Long Covid sind diese Fähigkeiten entscheidend, um die Lebensqualität zu verbessern und den Herausforderungen des Alltags gewachsen zu sein.

Fazit

Menschen mit Long Covid können durch gezieltes Training ihre Resilienz stärken und besser mit Angst und Stress umgehen. Die Anwendung von Atemtechniken, Meditation und körperlicher Wahrnehmung kann helfen, die neurologischen Reaktionen zu kontrollieren und ein proaktives Verhalten zu fördern. Wer konstruktiv und geführt an sich selbst arbeiten möchte, ist in unserem Covid-Neuro-Trainingsprogramm über 24 Wochen gut aufgehoben! 

Herzlichen Gruß und bleiben Sie in Bewegung,

Marc Nölke

 

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