Was die Nase weiß: Geruchsstörungen und kognitiven Problemen bei Long Covid

Parosmie: Ein Frühwarnzeichen für kognitive Probleme?

Parosmie, die verfälschte Wahrnehmung von Gerüchen, ist ein bemerkenswertes Symptom, das bei verschiedenen Erkrankungen, einschließlich Long Covid und neurodegenerativen Krankheiten wie Parkinson, auftritt. Diese Geruchsstörung bietet nicht nur Einblicke in die neurologischen Mechanismen der Erkrankungen, sondern könnte auch als Frühwarnzeichen für die Entwicklung kognitiver Beeinträchtigungen dienen.

Die Wissenschaft des Geruchs

„... Ich führte einen Löffel Tee, in dem ich ein Stück Madeleine weichen ließ, an meine Lippen. Aber in dem Moment, als der Tee mit den Kuchenkrümeln meinen Gaumen berührte, zitterte ich, aufmerksam auf das außergewöhnliche Geschehen in mir.“

Dieser berühmte Abschnitt aus Marcel Prousts „À la recherche du temps perdu“ beschreibt den „Proust-Moment“ – ein sensorisches Erlebnis, das eine Flut von Erinnerungen auslöst. Diese intensive Verbindung zwischen Geruch und Erinnerung ist tief in der Anatomie unseres Gehirns verankert. Der Riechkolben, der Gerüche verarbeitet, sendet Informationen direkt an das limbische System, das für Emotionen und Erinnerungen zuständig ist. Dadurch sind Gerüche stark mit Erinnerungen und Emotionen verknüpft. Es scheint logisch, dass mit schwindender Fähigkeit zu riechen auch die Fähigkeit, sich zu erinnern abnehmen könnte. 

Geruchsstörungen bei Long Covid

Long Covid, die anhaltende Symptomatik nach einer akuten Covid-19-Infektion, betrifft Millionen von Menschen weltweit. Parosmie ist dabei ein häufiges Symptom. Viele Betroffene berichten von verfälschten oder unangenehmen Geruchswahrnehmungen, die oft Monate nach der Infektion anhalten.

Die genauen Mechanismen, die zu Parosmie bei Long Covid führen, sind noch nicht vollständig geklärt. Mögliche Ursachen umfassen die Schädigung der olfaktorischen Rezeptoren, Entzündungsprozesse im Gehirn oder eine direkte virale Invasion in das zentrale Nervensystem.

Kognitive Probleme

Studien zeigen, dass Long Covid-Patienten mit Geruchsstörungen wie Parosmie häufiger auch kognitive Beeinträchtigungen aufweisen. Diese reichen von Gedächtnisstörungen über Konzentrationsschwierigkeiten bis hin zu einem allgemeinen „Brain Fog“. Die zugrunde liegenden Mechanismen könnten gemeinsame pathophysiologische Prozesse wie Neuroinflammation und neuronale Schädigung sein.

Geruchsstörungen bei neurodegenerativen Erkrankungen

Bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer ist Parosmie ebenfalls ein häufiges Frühzeichen. Die Ansammlung von fehlgefalteten Proteinen wie Alpha-Synuclein (bei Parkinson) oder Amyloid (bei Alzheimer) beeinträchtigt das olfaktorische System und führt zu Geruchsstörungen. Diese Veränderungen im Gehirn können bereits Jahre vor den klassischen motorischen oder kognitiven Symptomen auftreten.

Parosmie als Indikator für kognitive Beeinträchtigungen

Die Beobachtung von Parosmie bei Long Covid und neurodegenerativen Erkrankungen kann als Frühwarnzeichen für kognitive Probleme dienen. Regelmäßige Tests des Geruchssinns und kognitive Tests könnten helfen, das Risiko und das Fortschreiten von kognitiven Beeinträchtigungen besser zu überwachen.

Was kann man tun?

Eine Kombination aus neurologischen, rehabilitativen und psychologischen Maßnahmen kann notwendig sein, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Spezielle Übungen und Therapien, die darauf abzielen, den Geruchssinn zu rehabilitieren, können helfen, die olfaktorischen Funktionen wiederherzustellen. Betroffene sollten über die möglichen Zusammenhänge zwischen Parosmie und kognitiven Beeinträchtigungen informiert werden, um besser mit ihren Symptomen umgehen zu können und vor allem, um aktiv ein Re-Training des Geruchssinnes zu beginnen. 

Re-Training des Geruchsssinnes ist wichtig, um kognitive Gesundheit zu erhalten

Parosmie ist nicht nur ein unangenehmes Symptom, sondern auch ein potenzielles Frühwarnzeichen für kognitive Beeinträchtigungen bei Long Covid und neurodegenerativen Erkrankungen. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von Parosmie und damit verbundenen kognitiven Beeinträchtigungen könnte dazu beitragen, die langfristigen Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen zu minimieren. Weitere Forschung ist notwendig, um die genauen Mechanismen und potenziellen therapeutischen Ansätze besser zu verstehen und effektiv anzuwenden. Durch gezielte Maßnahmen und Aufklärung können wir dazu beitragen, die Herausforderungen, die durch Parosmie und verwandte Symptome entstehen, besser zu bewältigen und den Betroffenen eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen. In unserem Programm  Covid-Neuro-Training helfen wir Ihnen dabei. Wir nutzen Aktivierungen durch das visuelle System und frontotemporale Areale, um den Geruchssinn wieder zu normalisieren. 

Referenzen:

  • Long Covid und Geruchsstörungen:

    • Hopkins, C., Surda, P., & Kumar, N. (2020). Presentation of new onset anosmia during the COVID-19 pandemic. Rhinology, 58(3), 295-298.
      • Diese Studie untersucht das Auftreten von Anosmie und anderen Geruchsstörungen bei Patienten mit COVID-19 und deren Langzeitfolgen.
    • Gane, S. B., Kelly, C., & Hopkins, C. (2020). Isolated sudden onset anosmia in COVID‐19 infection. A novel syndrome? Rhinology, 58(3), 299-301.
      • Diese Studie beschreibt die plötzliche Anosmie bei COVID-19-Patienten und diskutiert mögliche Mechanismen und Langzeitauswirkungen.
  • Parosmie und kognitive Beeinträchtigungen bei Long Covid:

    • Garrigues, E., Janvier, P., Kherabi, Y., Le Bot, A., Hamon, A., Gouze, H., ... & Nguyen, Y. (2020). Post-discharge persistent symptoms and health-related quality of life after hospitalization for COVID-19. Journal of Infection, 81(6), e4-e6.
      • Diese Studie untersucht die langfristigen Symptome von Patienten nach einer COVID-19-Infektion, einschließlich Geruchsstörungen und kognitiver Beeinträchtigungen.
    • Sudre, C. H., Murray, B., Varsavsky, T., Graham, M. S., Penfold, R. S., Bowyer, R. C., ... & Steves, C. J. (2021). Attributes and predictors of Long-COVID: analysis of COVID cases and their symptoms collected by the Covid Symptoms Study App. Nature Medicine, 27(4), 626-631.
      • Diese Studie analysiert die Attribute und Prädiktoren von Long Covid und hebt die Häufigkeit von Geruchsstörungen und deren Zusammenhang mit kognitiven Problemen hervor.
  • Geruchsstörungen bei neurodegenerativen Erkrankungen:

    • Doty, R. L. (2012). Olfactory dysfunction in Parkinson disease. Nature Reviews Neurology, 8(6), 329-339.
      • Diese Übersicht beleuchtet die Häufigkeit und Mechanismen von Geruchsstörungen bei Parkinson-Patienten.
    • Attems, J., Walker, L., & Jellinger, K. A. (2014). Olfactory bulb involvement in neurodegenerative diseases. Acta Neuropathologica, 127(4), 459-475.
      • Diese Studie untersucht die Beteiligung des Riechkolbens bei verschiedenen neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson und deren Auswirkungen auf den Geruchssinn.
    • Albers, M. W., Tabert, M. H., & Devanand, D. P. (2006). Olfactory dysfunction as a predictor of neurodegenerative disease. Current Neurology and Neuroscience Reports, 6(5), 379-386.
      • Diese Studie diskutiert die Verwendung von Geruchstests zur Vorhersage und Diagnose neurodegenerativer Erkrankungen.
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